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TRANS - MAPPING - EUTOPIA 009. A trip deep into memory
TRANS – MAPPING – EUTOPIA. Skizze medienwerkstatt006/Markus Wintersberger 2008
TRANS – MAPPING – EUTOPIA 009
A trip deep into memory

Die Arbeitsserie
EUTOPIA. körperLand. tanzHaus. medienBoulevard, basierend auf dem Projektzyklus EUTOPIA.
TRANSISTORISCHE ELECTROSPHÄRE – versucht eine Wissensbrücke und Zeitreise zu imaginieren, in deren Zentrum der
öffentliche Raum als Fokus und auch Handlungsort der künstlerischen Auseinandersetzung steht. Hier ging es noch darum
einen Ort, das
Regierungsviertel St. Pölten, „spiegelgleich“ als Modell nachzubauen und den Realort mit seinem eigenen,
transparenten Wiederschein zu konfrontieren, belebt mittels digital eingemappter Performerinnen und eingekeyter Weltbezüge.
Diese montierten Hintergründe entstammen einem „künstlerischen Findungsprozess“, der den neuralgischen Raum in und um
die italienische Großstadt
Neapel im Fokus hatte, mit Pompeij als konservierter Anschauungsraum gesellschaftlicher
Stadtraumsysteme des
Römerreichs, Neapel als virulent und hochenergetische Zone vergangener und auch gegenwärtiger
europäischer Entwicklungen und im Besonderen der Insel Capri mit der darauf gelegenen „
Casa Malaparte“, einem
einzigartigen Baukörper in den Felsklippen Capris. Diese Villa symbolisiert den Geist und die Kraft des Widerstandes.
Curzio
Malaparte
, der Erbauer der Villa, wurde von Mussolini in den 30iger Jahren für sieben Jahre auf die Insel verbannt und errichtete mit einigen Helfern dieses labile und fesselnde Gesamtkunstwerk. Das Haus selbst gilt in der Architekturszene als
Meilenstein in der Geschichte der Architektur, es ist sowohl Haus, Bühne, Symbol als auch Referenzpunkt für zukünftige
Entwicklungen. Weiters ist das Haus auf Grund seiner Lage den Gehzeiten und den Stürmen des Mittelmeeres nahezu direkt
ausgesetzt. Daher muss es in einem Zyklus von ca. 30 Jahren als Ganzes aufs „Neue“ errichtet werden. Ein stetiger
naturbedingter Erosionsprozess erinnert an die Herkunft und an den Ursprung dieses Baujuwels und erzwingt geradezu eine
immer wieder neue Stellungnahme zu unserer
europäischen Geschichte.

Im Jahr 1963 nutzt
Jean-Luc Godard das Haus als kunsthistorische Referenz, Schauplatz der Handlung und auch
Cinemascope - Bühne für seinen Film „
Le Mepris“, FR/IT 1963, 105 min, OmU, Regie: Jean-Luc Godard, Darsteller: Brigitte
Bardot
, Michel Piccoli, Jack Palance, Fritz Lang. In den Schlusssequenzen dieses Films offenbart sich das ganze Drama
europäischer Geschichte als zitiertes Filmset für eine Neuverfilmung  der Odyssee
Homers von Fritz Lang. Derart wird das
Dach des Hauses zum Spielort im Film selbst, auf dem sich die junge
Brigitte Bardot nackt in der Sonne räkelt, wo Sie mit
Ihrem Mann Ihre Ehekonflikte austrägt und ihn auch schließlich verlässt, und wo in der Schlussszene der Kamerablick den
Odysseus – Schauspieler“ vor dem unendlichen Horizont des Mittelmeeres zeigt. Subtil werden in diesem Film Fragen
aufgeworfen und eine Tragödie erzählt, die im Schlussbild eine Auflösung erfährt aber dem Betrachter keine Antwort übergibt.

Die Projektidee „TRANS MAPPING EUTOPIA“ soll dieses Haus aus heutiger Perspektive neu beleuchten und in Szene setzen
und als Kristallisationspunkt virtuell in Szene setzen. Die Aktion selbst soll einerseits das aktuelle
HD Vidostudio der FH
St.Pölten
als einen virtuell-realen Schauplatz beinhalten. Hier werden Realtime Aufnahmen von TänzerInnen angefertigt –
eineTanzperformance in der
Green Box aufgenommen. Parallel und synchron dazu werden Videoaufnahmen vom Schauplatz
Neapel Capri Casa Malaparte angefertigt. Diese Live Videobilder werden mittels Streaming Technologie in den öffentlichen
Raum transferiert und dort in einer Live Audio-Video Performance zusammengespielt. Ein gemeinsam gelebter Traum beginnt
hier durch die Datenkanäle zu fließen, mischt sich auf einer Ebene des Realen in einer öffentlichen AV Performance und zieht
sich schlussendlich wieder in den virtuellen Raum, als gespeichertes Datenarchiv zurück. Die
Fiktion erweist sich als montiert,
das Reale wird rekonstruiert und die
Utopie stellt herkömmliche Annahmen unserer Wirklichkeit auf den Kopf.
Markus Wintersberger 2008