Wien / Berlin © 2007
Orfeo-Orpheus-mediumorfeus07
Erinnerung durch Wahrnehmung: Von Orfeo in das Medienzeitalter des 21. Jahrhunderts. Stand: Juni 2007

Ein Projekt von Eberhard Kloke - Markus Wintersberger
400 Jahre Orfeo (1607-2007): Alle Oper ist Orpheus

Ausgangspunkt: Orfeo-Orpheus
Von Orfeo - FAVOLA IN MUSICA - zu Orfeo ed Euridice - azione teatrale per musica - zum Medienzeitalter
des 21. Jahrhunderts

Orpheus war der nahe liegende Stoff, den sich um 1600 die neue Gattung der Oper für ihre Selbstdefinition wählte.
Das von der Florentiner Camerata geschaffene neue Genre der Intermedien wird von Monteverdi und Striggio gleichsam
auf den Punkt neuen musikdramatischen Ausdrucks der Zeit geführt. Monteverdis Orfeo (Mantua 1607) ist tatsächlich die
erste Oper im Sinne praktischen Musizierens; nicht nur das älteste Opernwerk, vielmehr auch das erste Musikdrama,
in dem dichterisches Wort, dramatische Aktion und musikalische Formung sich die schöpferische Waage halten.
(nach Franz Ferdinand Redlich Claudio Monteverdi. Leben und Werk, Olten 1949).

Der Orpheus-Mythos bot den Autoren die große Herausforderung, eine neue Art von Musik zu kreieren, die über die in der
klassischen Antike vermutete rhetorische emotionale Kraft verfügte. Die eigentliche, historische Leistung Monteverdis besteht
darin, die Stilphänomene der Zeit zu einem einheitlichen musikalischen Kosmos zusammenzufassen, der sowohl in die
Vergangenheit des "Intermediums" wie in die Zukunft der Gluck-Wagnerschen "Geburt des Dramas aus dem Geiste der Musik"
weist.

Orpheus-Verfilmungen, Cocteaus moderner Pariser Orphée, insbesondere Camus’ brasilianischer Orfeu Negro, weitergehende
literarische, malerische und fotografische Adaptionen zeigen, wie sich der Stoff antiker Mythologie gleichsam intermedial bis
in
die Moderne fortpflanzt. (EK - MW. Jannuar 2006)


"Alle Oper ist Orpheus." (Th. W. Adorno in: Die bürgerliche Oper)
"Alle Oper bleibt Orpheus, bis Eurydike zurückkehrt". (Kattrin Deufert: Orpheus und die Anfänge eines Musiktheaters in der
Renaissance
in: Wolfgang Storch (Hrsg.) Mythos Orpheus. Reclam Verlag, Leipzig 1997
Todi Ragini, Miniatur 17. Jahrhundert, Rajasthan, Staatliche Museen zu Berlin, Ausschnitt
Alessandro Striggio/Claudio Monteverdi 1607
ORFEO
Favola  in Musica

Handlung

Prolog

Die Muse der Musik steigt vom Himmel herab und verspricht den Zuhörern eine »Favola in Musica«, eine von Musik umrahmte
Geschichte.

Erster Akt

Orpheus und Eurydike, die sich in Liebe zugetan sind, feiern im Kreis von Hirten und Nymphen Hochzeit und bitten Hymen,
den Gott der Ehe, um seinen Beistand.

Zweiter Akt

Während Eurydike mit ihren Freundinnen fortgeht, um Blumen für den Hochzeitsstrauss zu pflücken, bleibt Orpheus mit seinen
Gefährten fröhlich zurück. Da bringt eine Botin die Nachricht, dass Eurydike von einer Schlange gebissen wurde und mit Orpheus'
Namen auf den Lippen gestorben ist. Der Sänger kann ohne seine Geliebte nicht leben und entschließt sich, die Gattin aus der
Unterwelt zurückzuholen.

Dritter Akt

Die Hoffnung begleitet Orpheus bis zum Eingang der Unterwelt. Es gelingt dem Sänger, den Wächter und Fährmann Charon durch
seine Lieder einzuschläfern und mit dem Kahn über den Styx zu setzen. Auch die unterirdischen Schatten geben den Weg frei.

Vierter Akt

Proserpina bittet ihren Gemahl Pluto, um ihrer eigenen Liebe willen Orpheus die Geliebte zurückzugeben. Der Fürst der Unterwelt
willigt unter der Bedingung ein, dass Orpheus erst dann die Gattin ansehen dürfe, wenn er wieder in der Oberwelt sei. Der Sänger
nimmt Eurydike an der Hand und führt sie nach oben. Ängstlich und misstrauisch sieht er sich nach ihr um. Mit einem Wehlaut
verschwindet Eurydike für immer.

Fünfter Akt

Die Klagen des Sängers, der seine verlorene Frau beweint, werden vom Echo beantwortet. Apollo erbarmt sich und entrückt
Orpheus und Eurydike zu den Sternen. Auf Erden werden Gesang und Liebe des Sängers ewig gepriesen.