ST.PÖLTEN 2007
KLANGTURM / DIÖZESANMUSEUM / KREUZGANG / STADTSÄLE / CINEMA PARADISO
Ebene 2. Orfeus. Spiegel / Spiegelkabinett. Orfeus TV
Orpheus, Orfeo und intermediumorfeus07

Orpheus als Ausgangspunkt und Orfeo Urknall

Orpheus war der naheliegende Stoff, den sich um 1600 die neue Gattung der Oper für ihre Selbstdefinition wählte. Das von der
Florentiner Camerata geschaffene neue Genre der Intermedien wird von Monteverdi und Striggio gleichsam auf den Punkt neuen
musikdramatischen Ausdrucks der Zeit geführt. Monteverdis Orfeo (Mantua 1607) ist tatsächlich die erste Oper im Sinne
praktischen Musizierens; nicht nur das älteste Opernwerk, vielmehr auch das erste Musikdrama, in dem dichterisches Wort,
dramatische Aktion und musikalische Formung sich die schöpferische Waage halten.Wenn also der Beginn des INTER-Mediums
die Synthese von Wort, Musik und Bild, von Instrumentalem und Vokalem, von realen und synthetischen Bildern und Klängen,
von Bewegung, Tanz, Aktion meint – dann war Monteverdis "ORFEO" der sogenannte Urknall auf dem Weg
zum heutigen Intermedium.


Medienlabor Intermediumorfeus07

Intermediumorfeus07 basiert auf der Grundidee, von der Orpheus-ORFEO- Thematik und deren intermedialer Realität von
1607 auszugehen und in einem radikalen Entwicklungsschritt auf heutige Thematik zu übertragen und anzuwenden.
Der künstlerische Ansatz und die Arbeit im engeren Sinne machen demzufolge intermediales Denken und Agieren erforderlich:

Es erzählt sich nichts von selbst, stellt sich nichts von selbst dar, es kommt nichts selbst zum (Er-)klingen, ohne in einem
ästhetischen Prozess die Erzählweisen, die Formen der Darstellung, die Mittel der Hervorbringung sowie die Frage der Auswahl
und des Einsatzes der Medien spezifisch am Sujet bestimmt zu haben. Das Sujet resp. die inhaltlich-thematische Orientierung
und Ausrichtung bedingen den inter-medialen Ansatz. Nur so kann die Differenz zwischen Erzählen und Berechnen, zwischen
Erzählfluss und Datenstrom, zwischen Information über und Erkenntnis für Menschen erfahren werden.

Über kunst-immanente Fragestellungen hinaus geht es um soziologische, politische und ethische Fragestellungen im Kontext
künstlerischer und medialer Darstellung. Intermedium ist ein Begriff, der auf die tatsächliche Dynamik der Medien anspielt,
für die immer wieder erneute Generierung und Disponsibilität von Formen in den gegebenen Medien. Der Mensch als Produzent
auf der einen und Rezipient auf der anderen Seite ist mit seinem Inter-esse immer dazwischen. Um nicht auf die jeweiligen
(Kunst-)Schubladen reduziert zu werden oder in sterilen Formen zu erstarren, muss er sich eigentlich für die Offenheit der
Medien entscheiden. So sind es die inter-medialen Produktions- und die inter-medialen Rezeptionsformen, die uns dialogfähig
machen/halten und in ihrer Offenheit und innewohnendem Inter-esse zu neuen Formen führen.
Deshalb sind intermediumorfeus07 Befreiungsräume für die Kunst-Produktion und stehen für die Möglichkeit einer offeneren
Form aktiver Rezeption.


INTERMEDIUM Musik-Bild-Sprache

INTERMEDIUM Musik-Bild-Sprache: Markiert das Intermedium die Wende zum 21. Jahrhundert?

Reibungspunkte - Schnittstellen - Neuansätze

Das aus dem aktuellen Diskurs abgeleitete heutige Intermedium= intermedium orfeus 07 definiert sich als ein
analogisierendes cross-mapping zwischen Musik, Sprache und Bild(ern).


In den Bereichen:

Musik-Sprache - Klang

Text-Bedeutung - Sprache

Bild-Gestalt - Visualität zwischen Realität und Virtualität

Der inhaltliche Ansatz ist geprägt durch das Thema ("sujet") sowie durch die Qualität und Dichte der intermedialen Strategie
der Projekte. Entscheidend für Produktion und Rezeption sind somit inter-medialer Bezug und inter-medialer Ideen-Transfer.
Das Material ist auch Medium selbst, das (End/-Produkt und seine "Aura"(?) definieren sich aus den Differenzierungen der
Anwendungsmöglichkeiten.


Auf dieser Basis können futuristische Räume des Klanges, der Visualität sowie neue, performative? Darstellungsformen
entstehen.


Das Mikrophon als Seismograph der akustischen Realität und Transformator ins Virtuelle des Klanges...


Das Instrument "Stimme" als archaisches und modernes Kunst-Hervorbringungsorgan zwischen Gesang und Sprache,
zwischen Klang, Artikulation und Verweigerung...


Die Kamera als Brücke von der Wahrnehmung zur Erinnerung...das Bild und dessen Referenz...

Intermedium Orfeus07. Zeittafel 3. 1800 - 1910
Intermedium Orfeus07. Multimedia-Projekte im und rund um den Klangturm St. Pölten 2007.

preloading. Orfeus Cinema07, 19. April/18.30 Uhr, Cinema Paradiso.
Passion123, 23. Juni 2007/20.30 Uhr, Diözesanmuseum.
Parsifal Entfernung. Sakrileg Kundry, 29. Juni 2007/20.30 Uhr, Stadtsäle.

In Kooperation mit: Klangturm St. Pölten, kunst im öffentlichen raum niederösterreich, Diözesanmuseum St. Pölten, Bildungshaus
St. Hippoyt St. Pölten, Kulturamt der Stadt St. Pölten, Stadtmuseum St. Pölten, Fachhochschule St. Pölten und Cinema Paradiso

Klangturm Saison 2007 Gesamtkuratierung: Hannes Raffaseder. Produktionsleitung: Martina Bertl und Marjan Nedeljkovic